Meine sehr verehrten Damen und Herren, willkommen zu dieser achten Ausgabe meiner Abenteuer in Frankreich! :)

Am Anfang war das Shampoo. Ein ganz normales Shampoo für ganz normale Haare wie meine, das ich mir eines Tages in Bordeaux gekauft hatte. Man könnte meinen, an dem Shampoo war nichts besonderes. Doch tatsächlich war es wie der sprichwörtliche Dominostein, der eine unheilvolle Kettenreaktion auslöst. Denn! Eines schönen Tages ging ich in die Dusche von Village 2, um mein schönes, neues Shampoo auszuprobieren. (An diesem Punkt ein kleiner Einschub. Ich habe in Village 2 einen Lieblingsort und einen Ort, wo ich mich überhaupt nicht gerne aufhalte. Wo ich mich überhaupt nicht gerne aufhalte, ist das Klo: Es ist oft verstopft, es ist oft am Boden nass (wovon genau, möchte ich lieber nicht wissen) und man muss immer sein eigenes Klopapier mitnehmen. Bäh! Im Gegensatz dazu steht mein Lieblingsort, die Dusche! Sie ist schön geräumig, man findet immer ein Plätzchen, das Wasser ist wunderbar warm und ich muss nicht wie in der Badewanne aufpassen, dass das Wasser danebenspritzt. En fait verbringe ich manchmal 20 Minuten in der Dusche und singe mein aktuelles Lieblingslied vor mich hin. Wenn ich sehr gut gelaunt bin, dann mache ich das auch, wenn sich andere Leute in einer anderen Duschkabine befinden. ^^ Einschub Ende. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.) Zurück also zum Shampoo. Ich genieße also die Dusche mit meinem neuen Shampoo, gehe dann zurück in mein Zimmer, um mir dort ein Baguette mit Butter und Ampasser Marmelade einzuwerfen, bevor ich in die Uni eile. Schnitt. Nächster Tag: Wieder bereite ich mich frühmorgens auf eine angenehme Dusche vor, doch was fehlt? Das Shampoo! Nach einer hastig eingeleiteten Suchaktion, die leider erfolglos bleibt, komme ich zu dem Schluss, dass ich wohl das Shampoo in der Dusche vergessen habe und es sich jemand anderer einverleibt hat. Merde! So trete ich denn einige Tage später den Weg in den Simply Market an, um mich dort aufs Neue mit einem geeigneten Duschhygieneprodukt einzudecken. Schnitt. Ein neuer Tag beginnt. Vögel zwitschern. Ich begebe mich in die Dusche mit meinem neuen Shampoo. Schnitt. Der nächste Tag. Ich finde mein neues Shampoo schon wieder nicht mehr. Merde²! Beschließe, ab sofort ohne Shampoo zu leben.

Seither ist einige Zeit vergangen. Manchmal denke ich noch an den herben Shampoo-Verlust, doch im Großen und Ganzen lebe ich recht zufrieden dahin. Doch diese Woche begann sich meine Serie von Verlusten auszuweiten. Es begann am Montag, als ich auf einmal feststellen musste, dass ich meine über alles geliebte und gebrauchte Wasserflasche nicht mehr finde. Das tat weh, denn besagte Flasche ist ein Schweizer Erzeugnis, also nicht gerade etwas, das man zum Preis einer Eiskugel kaufen kann. Am Donnerstag wollte ich dann regenbedingt meinen parapluie entstauben (den ich wie das Shampoo zuvor auch erst einmal gebraucht habe), doch konnte auch diesen nicht mehr auffinden. Stattdessen nahm ich meine Jacke. Am Freitag in der Früh wollte ich dann, weitere Regenfälle antizipierend, wieder meine Jacke anziehen, konnte allerdings auch diese nicht mehr auffinden. Die Jacke kommt zwar vielleicht nicht aus der Schweiz, aber meine Schwester meint, dass mir die Jacke extrem gut steht, also ist auch das extrem ärgerlich. Vielleicht nähere ich mich wieder meinem alten Jugendideal an, nämlich dem des zerstreuten Professors. :)

Zu all diesen materiellen Verlusten kam diese Woche auch noch ein immaterieller Verlust dazu: Ich habe meine Liebe verloren. Das habe ich ein wenig doppeldeutig formuliert, daher werde ich ein wenig erläutern: Am Sonntag habe ich mich, wie ich in meinem letzten Artikel geschrieben habe, relativ niedergeschlagen gefühlt und hatte irgendwie gar keine Lust, meine Freundin zu sehen. Letzteres Gefühl schob ich einfach auf meine allgemeine Niedergeschlagenheit. Allerdings war dieses Gefühl auch noch am Montag vorhanden, was umso komischer war, als ich meiner Freundin im Salle des Actes (Klavierzimmer an der Universität!) über den Weg lief und ihr ein paar Stücke vorspielte, was sie sichtlich beeindruckte. Allerdings hatte ich einfach das Gefühl, dass meine Liebe für sie verloren sei und ich lieber ein guter Freund wäre als ihr Freund. Es ist traurig, wenn Liebe erkaltet, es ist furchtbar, wenn Liebe vergeht, doch wie kann man von Liebe erwarten, dass sie immer und ewig besteht. Nachdem dieses Gefühl (oder besser, Nicht-Gefühl) auch noch am Dienstag und Mittwoch anhielt, also eher keine temporäre Stimmungsschwankung war, bin ich dann zu Meiyi gegangen und habe in etwa so wie hier geschildert, wie es um meine Gefühle für sie steht. Ich habe ihr auch gesagt, dass ich sie gerne weiterhin sehen würde, u.a. auch für unsere Klavier- und Chinesischstunden. Sie hat sich zwar äußerlich nicht sehr viel anmerken lassen, doch ich glaube, dass sie trotzdem innerlich sehr aufgewühlt war. Dafür spricht auch, dass sie mir später unsere dieswöchige Klavier-/Chinesischstunde abgesagt hat – ich kann es ihr nicht verübeln. Auch mich hat das ein bisschen mitgenommen, doch denke ich, dass mein Schritt der einzig mögliche und richtige war. Ich bin heute auch froh, dass ich das gemacht habe, denn sonst hätte ich ihr nur etwas vorlügen müssen, und das tue ich nicht gerne, ich verdammter Moralist, ich. Mittlerweile denke ich an die schöne Zeit zurück, die wir zusammen verbracht haben, unter anderem das chinesische Mondfest, das wir zusammen bei mir gefeiert haben.

Doch diese Woche war nicht nur eine Woche der Verluste. Wo Schatten ist, ist auch Licht. Ich habe nämlich mittlerweile eine E-Mail bekommen, dass ich meine Jacke beim Kulturinstitut der Universität vergessen hätte und dort abholen könnte. Juhu!

Nun wieder zurück vom Themenschwerpunkt “Verlorene Dinge” zur Chronologie – Ordnung muss sein!

Am Montag hatte ich zum ersten Mal meinen Kurs “Projet d’Etude et Recherche”, kurz PER. In diesem Kurs geht es darum, einen Artikel durchzulesen und dazu verschiedene Arbeiten durchzuführen. Zum Beispiel befasst sich ein Artikel damit, wie man mithilfe einer Kamera die Musikwiedergabe einer Partitur interaktiv steuern kann. Das geschieht dann beispielsweise so, dass ein Benutzer mit der Hand auf eine Stelle im Notentext zeigt und diese Stelle dann vorgespielt wird. In dem Kurs PER sollen die Studenten dann ein Computerprogramm entwickeln, das die Methoden im Artikel umsetzt oder verbessert. Ich habe mich im Gegensatz dazu für eine eher theoretische Arbeit entschieden, mit dem wohlklingenden Namen “Transducteurs avec données non-bornées et applications à la vérification de programmes manipulant des listes”. Der Artikel dazu ist übrigens von einem Forscher am IST Austria (in Maria Gugging) mitverfasst worden, was ich jetzt einfach einmal als gutes Omen deute. :) Dieses Thema behandle ich zusammen mit meinen zwei Kollegen Noël und Jonathan aus dem Studienzweig AMF (Algorithmes et Methodes Formelles), d.h., dass jetzt 100% aller AMF-Studenten dieses Thema behandeln. Kann ja lustig werden. ^^ Dabei werden wir betreut von Anca Muscholl, die ich in der Vorlesung Modèles de Calcul schon gesehen habe und die auf mich schon damals einen sehr guten Eindruck gemacht hat. Ich halte sie für eine hervorragende Professorin, und ich habe schon von einer Informatiker-Kollegin gehört, dass Frau Muscholl für sie ein Vorbild sei. Auch unter diesem Standpunkt sieht man, wie wichtig es wäre, dass mehr hochqualifizierte Frauen in die Lehre gehen, will man den Frauenanteil in der Informatik steigern. Am Abend habe ich noch Idir zum Spaghettiessen eingeladen, und auch Emy hat sich noch zu uns gesellt. Die beiden sind dann scheinbar noch ausgegangen; da ich allerdings am nächsten Tag um 8 Uhr wieder Uni hatte, habe ich mich schon nach dem Essen ins Bett vertrollt.

Am Dienstag Abend war wieder Chor, und ich habe schon wieder einige neue Namen gelernt, allerdings auch wieder viele andere vergessen. ;)

Tenöre bei der Arbeit.
Tenöre bei der Arbeit.

Am Mittwoch habe ich endlich meinen CAF-Antrag (Wohngeldbeihilfe) eingereicht. Nachdem ich endlich eine französischsprachige Geburtsurkunde (warum braucht man so etwas nur? warum??) organisiert hatte (danke nochmals an meine Eltern!) und von Pass über e-card bis hin zu meinem Hinterteil so ziemlich alles kopiert hatte, was möglich war, wurde mein Antrag beim Accueil von Village 2 ohne Mullen, ohne Knullen akzeptiert. Juhu! Das heißt, wenn jetzt alles gut geht, bin ich bald stolzer monatlicher Bezieher des französischen Wohngelds. Ask not what you can do for your country - ask what your country can do for you. ^^ Am Abend bin ich dann zu Anita gegangen, wo sich eine Untermenge unserer Erasmus-Gruppe zum gemeinsamen Weihnachtsticketkauf verabredet hat. Die französische Staatsbahn SNCF hat sich nämlich dazu entschieden, den Ticketverkauf für die gesamte Zeit um Weihnachten am 11. Oktober zu eröffnen, sodass sich alle wie die Hyänen gleichzeitig darauf stürzen. Viva la civilisation! Wir wollten auf jeden Fall Tickets für den 21. Dezember nach Paris kaufen und für den 23. Dezember die Weiterreise in unsere jeweiligen Heimatorte, in meinem Fall Innsbruck. Die Wartezeit bis Mitternacht haben wir uns mit dem Kochen von Crêpes vertrieben, die insgesamt sehr gut gelungen sind – noch einmal großes Lob, Anita! :) Um Mitternacht, 11. Oktober, wurden wir allerdings nicht etwa mit einer schönen Reservierungsseite belohnt, sondern mit einem lakonischen Hinweis, dass die Reservierung zur matinée freigeschaltet wird. So kann man auch auf die harte Tour lernen, dass matinée nicht “frühe Morgenstunden”, sondern “Vormittag” bedeutet. ;)

Am Donnerstag um ca. 10 Uhr konnte ich auf jeden Fall noch ein Ticket von Paris nach Zürich um 52€ ergattern, und auch ein Rückfahrtticket von Zürich nach Bordeaux am 5. Jänner um 72€ war noch drin, was ich angesichts der Entfernung für recht akzeptabel halte. Kristin hat in der Zwischenzeit für uns ein Ticket von Bordeaux nach Paris für 20€ organisiert, was scheinbar kurze Zeit später schon nicht mehr verfügbar war. Es geht doch nichts über eine gute Organisation! ;) In Paris wollen wir übrigens vom 21. bis zum 23. Dezember bleiben, um uns die Stadt ein wenig anzusehen. Siehe dazu auch etwas weiter unten in diesem Artikel.

Am Freitag habe ich sehr schlecht geschlafen und hatte dazu noch in der Früh ein relativ starkes Bauchweh, weshalb ich nur wenig zum Frühstück essen konnte und deshalb während meiner vierstündigen Vorlesung am Vormittag fast aus den Latschen gekippt wäre. Als ich mich dann schließlich in die Mensa schleppte, war ich in einer so schlechten Stimmung, dass mich sogar die Kassierin fragte, wo denn heute mein Lächeln geblieben sei. :) Glücklicherweise motivierte mich das “steak haché” wieder ein wenig. (Auch hier wieder ein kleiner Einschub. In der Mensa esse ich mangels schmackhafter Alternativen so gut wie jeden zweiten Tag “steak haché”, das ist so eine Art Hamburger, aber ohne Burger. Dazu werden Pommes Frites, ein Salat, Brot und eine Nachspeise serviert, zu einem sensationellen Preis von 3,10€. Das ist sozusagen das Äquivalent zum Wiener Schnitzel in den österreichischen Mensen. Meistens gehe ich in die Mensa mit einer Untermenge unserer Erasmus-Gruppe, die sich üblicherweise um 12:30 Uhr dort trifft. Die Mensa-Rush-Hour beginnt übrigens nicht wie in Österreich oder Deutschland um Punkt 12 Uhr, sondern erst um 12:30 Uhr. Zu dieser Zeit kann es passieren, dass man zur Mensa kommt und noch kaum jemand ansteht; geht man dann zwei Minuten aufs Klo, muss man nach der Rückkehr schon zehn Minuten anstehen! Da ist es von Vorteil, wenn man Freunde hat, die schon ein paar Minuten vorher da sind und man sich zu ihnen dazustellen kann, auf diese Weise einen Großteil der Warteschlange abkürzend. :)) Trotz “steak haché” blieb meine Stimmung jedenfalls noch relativ düster, denn ich war unausgeschlafen, unrasiert und wusste, dass ich um 14 Uhr noch einen Logik-Test schreiben musste. Um zumindest mein Schlafdefizit ein klein wenig auszugleichen, bin ich dann nach dem Essen noch in meine Residenz zurückgekehrt, habe ein Mini-Mittagsschläfchen gehalten und bin dann zum Test gegangen. Zu Beginn des Tests war ich komplett entsetzt, denn bei jeder Aufgabe, die ich zu lösen versuchte, fühlte ich mich wie der Ochs vorm Berg, sodass ich ehrlich an meinen logischen Fähigkeiten zweifelte. Glücklicherweise vermochte ich dann doch ein paar Aufgaben zu lösen, und auch die anfänglich so schwer scheinenden Aufgaben konnte ich dann erobern, mit dem Ergebnis, dass ich schlussendlich jede Aufgabe gelöst habe. So ging ich mit einem fetten Grinsen aus der Prüfung und musste hören, dass die meisten meiner Kollegen dieselben Probleme hatten wie ich, allerdings auf keinen grünen Zweig gekommen sind. So fühlte ich mich wie am Nachmittag wie der “roi du monde”, obwohl der Tag sooo beschissen begonnen hatte. Am Abend wollte ich dann eigentlich mit einer Kollegin ins Kino gehen, aber sie hat dann leider absagen müssen und mir eine Verlegung auf den Samstag vorgeschlagen, da hatte ich aber keine Zeit. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. ;) Stattdessen habe ich am Abend noch mit meiner Nachbarin eine kleine Spritztour mit ihrem 17 Jahre alten Clio unternommen, nur um dann vor geschlossenem Supermarkt zu stehen. Lustig war’s. (An dieser Stelle noch ein letzter Einschub – aller guten Einschübe sind drei. ^^ Mir kommt vor, dass die Franzosen ausgesprochen nationalistisch sind bei der Wahl ihrer Automarke. So würde ich schätzen, dass mindestens 75% der Autos hier aus französischer Produktion stammen. Eine Beobachtung, die ich selbst im Geburtsland des Autos, Deutschland, nicht gemacht habe.)

Der Samstag versprach dann ein äußerst dichter Tag zu werden. Ich habe mich nämlich schon vor einigen Wochen für eine Stadttour durch Bordeaux angemeldet, die quasi als Willkommensgeschenk für Studenten gratis angeboten wird. Dummerweise habe ich erst diese Woche realisiert, dass an genau dem Wochenende auch unsere erste Chorreise stattfindet, und zwar in ein kleines Loch (fr. trou) namens Soulignac. Um diese beiden Pläne unter einen Hut zu bringen, beschloss ich, die eigentlich ganztägige Stadttour nur am Vormittag zu besuchen und mich dann am Nachmittag mit dem Chor nach Soulignac zu verzupfen. Demgemäß brachte ich zuerst um 9:45 Uhr meine Sachen für die Chorreise (Anzug, Schuhe, Noten, etc.) zu meinem Chorkollegen Guillaume, der übrigens in fantastisch zentraler Lage in Bordeaux eine richtig geniale Wohnung für zwei Personen um 600€ mietet. Neid. Danach hastete ich gleich weiter zum Grand Theatre, wo die Stadttour ihren Ausgangspunkt nahm. Dort hatte sich schon eine Hundertschaft von Studenten versammelt, darunter auch ein guter Teil meiner Erasmus-Gruppe. Wir wurden im großen Saal des Grand Theatre mit einem Werk von Brahms begrüßt, worauf ich mich gleich sehr heimisch fühlte. Möchte auch dem Grand Theatre unbedingt bald einmal wieder einen weiteren Besuch abstatten, was mir bei der Fülle der angebotenen Konzerte wohl leicht fallen dürfte. :) Bei den Opern sagt mir in baldiger Zukunft leider eher wenig zu, aber nächstes Jahr gibt es “La Flûte enchantée” von einem gewissen Mozart! ^^

Notre groupe au théâtre.
Notre groupe au théâtre.

Nach dem Grand Theatre teilte sich die Studentenschaft in kleinere Gruppen auf, die jeweils von ein paar Führern betreut wurden. Unsere Gruppe ging zuerst zum CAPC, einem Museum für zeitgenössische Kunst, das ich, wie den Großteil zeitgenössischer Kunst, ziemlich verrückt fand. Danach gingen wir weiter durch die Stadt, ein wenig an der Garonne entlang, bis wir zu einem Gebäude namens H14 kamen, wo eine Debatte stattfand zwischen dem ancien premier ministre et maire de Bordeaux, Alain Juppé, und dem Künstler Yann Arthus-Bertrand. Die Diskussion fand ich eigentlich sehr interessant, und ich war auch sehr von Alain Juppé eingenommen, am allermeisten von dessen Humor und dessen Stimme, die mir in ihrer Kratzigkeit und Tiefe sehr zusagte. Ob man wohl für so eine Stimme Kettenraucher (gewesen) sein muss? :) Nach der Diskussion waren wir schon ziemlich hungrig und freuten uns schon auf unser Chappi in dem Resto’U, das auch gratis für uns zur Verfügung gestellt werden sollte. Der Uhrzeiger neigte sich allerdings schon immer näher Richtung zwei Uhr, zu welcher Zeit ich ja beim Bahnhof sein sollte für die Chorreise nach Soulignac. Allerdings gefiel mir die Stadttour sehr gut und hätte sie gerne fortgesetzt, weshalb ich ziemlich hin- und hergerissen war. Schlussendlich beendete ich meinen Konflikt (auf die hilfreichen Vorschläge meiner Kollegen, mich zweizuteilen, ging ich praktischerweise nicht ein), indem ich die selbe Methode anwandte wie der psychopathische Killer Anton Chigurh im Film “No Country for Old Men”: Ich warf eine Münze. Diese sagte mir, ich sollte die Tour fortsetzen, was ich dann auch machte, leider zu Kosten meiner ersten Chorreise. Dafür habe ich mich entschieden, bei der Chorreise nach Sevilla teilzunehmen, die Ende Oktober beginnen und eine Woche (während der universitären Herbstferien) dauern wird. ¡Mein erster Besuch in Spanien, olé! :) Nach dem Mittagessen ging es jedenfalls weiter zur Place des Quinconces (“Schachfeld-Platz”, nach der ehemaligen Anordnung der Bäume dort), wo wir von den Ausführungen unserer guides immer wieder von den Schreckensschreien der Besucher des anliegenden Rummelplatzes abgelenkt wurden. :) Danach sahen wir die Porte Cailhau, ein richtig schönes Stadttor aus dem 15. Jahrhundert.

Porte Cailhau.
Porte Cailhau.

Als krönenden Abschluss ging es dann noch kurz in die Cathédrale Saint-André und dann zum Hôtel de Ville (Rathaus), wo wir erneut von Alain Juppé et al. bei Brot und Spi … Wein empfangen wurden.

Alain Juppé et al.
Alain Juppé et al.

Nachdem sich vom Bürgermeister über den Universitätsdirektor bis zur Putzfrau so gut wie jeder einmal gemeldet hat, war die Tour offiziell zu Ende, was sehr viele noch zum Anlass nahmen, sich mit Monsieur Juppé ablichten zu lassen. Max, hier hätte ich wirklich die Gelegenheit gehabt, mich mit einem premier ministre de la France porträtieren zu lassen, nicht so wie du mit deinem Madame-Tussauds-Sarkozy. ;) Fand das allerdings zu aufdringlich und nahm daher davon und vom Bürgermeister Abstand. Nach der Tour gingen wir alle noch nach Hause und wollten dann etwas später noch in die Stadt, doch ich kochte mir Kartoffeln, die ziemlich lange brauchten, und als ich fertig war, musste ich feststellen, dass sich meine Gruppe schon via Facebook zu einem Kinofilm verabredet hatte, der 20 Minuten später in der Innenstadt beginnen würde. Da sich das zeitlich nicht mehr ausgegangen wäre, blieb ich denn zuhause und sah mir den oben schon erwähnten “No Country for Old Men” an – ein fantastischer Film!

Heute Sonntag arbeitete ich wieder einmal an meinem Computerprogramm für das Botanische Institut der Universität Innsbruck, das ich aufgrund meiner zahlreichen Freizeitaktivitäten immer wieder vor mich hergeschoben hatte. :) Am Nachmittag traf ich mich dann mit dem Teil unserer Erasmus-Gruppe, der zu Weihnachten nach Paris fährt. Bei Anita, Kaffee und Kuchen suchten wir im Internet nach geeigneten Pariser Hostels, bis unsere Wahl schließlich auf das Aloha Hostel fiel, das uns somit im Dezember für 30€ pro Person und Nacht beherbergen wird. Inklusive Frühstück. Yay!

Kaffeekränzchen avec Anita, Kristin et Andreas.
Kaffeekränzchen avec Anita, Kristin et Andreas.

Muss jetzt Schluss machen, denn um 20 Uhr empfange ich meine Nachbarinnen Yuko und Dorka, denen ich letzte Woche ein österreichisches Abendessen versprochen hatte. Kaiserschmarrn! :)

Somit geht eine weitere tolle Woche zu Ende. Ich wünsche euch allen alles Liebe, Liebe und alles, was ihr sonst noch so braucht. A+! (A plus tard, will heißen, bis später.)

P.S.: Stehe im Moment übrigens sehr auf Georg Ringsgwandl, den bayerischen Kabarettisten. Für einen Einstieg empfehle ich das Stück “Nix mitnehma”. Wer noch etwas zum Lachen möchte: hier.