Nieuw werk
Anmerkung: Dieser Artikel wurde erst mit zwei Wochen Verspätung freigegeben.
In der letzten Woche, also zwischen 8. und 14. März, wurde bekanntgegeben, dass einige Betriebe in den Niederlanden wieder öffnen dürfen, wie z.B. Kleidergeschäfte, aber auch Massagesalons. Letzterer Punkt war sehr bedeutend für Mathilde, da sie sich schon im Dezember bei einem solchen Salon beworben hatte, dieser jedoch kurz nach ihrer Bewerbung Corona-bedingt schließen musste. Als die Öffnungen bekanntgemacht wurden, meldete sich die Chefin des Salons innerhalb kürzester Zeit bei ihr, und im Rekordtempo ließ sich Mathilde einschulen, unterschrieb ihren Vertrag, und kaufte ihre Arbeitskleidung. Gerade letzteres war nicht einfach, da man für Einkäufe in Kleidergeschäften jedes Mal eine “afspraak” mindestens vier Stunden im Vorhinein buchen muss, um sich dann zu einer präzisen Uhrzeit in einem Geschäft einfinden und sich dort maximal dreißig Minuten aufhalten zu dürfen. Um Kleider in mehreren Geschäften hintereinander anzuprobieren, muss man dementsprechend schon mehrere Stunden zuvor planen, wann man in welche Geschäfte man gehen will. Als relativ frisch Zugezogene war dies für Mathilde durchaus herausfordernd, da sie ja die Geschäfte hier noch kaum kannte und nur zwei Tage Zeit hatte.
Positiv für Mathilde ist, dass sie einen Arbeitsvertrag bekommen hat, denn noch im Dezember wurde ihr ein solcher keineswegs in Aussicht gestellt. In den Niederlanden scheint die selbstständige Tätigkeit eher als die Regel als die Ausnahme zu gelten; eine Beschäftigung als “Freelance” wollte Mathilde trotz des höheren Gehalts jedoch vermeiden, da damit einiges an Administration (eigene Buchhaltung etc.) auf sie zugekommen wäre. Außerdem genießt sie durch ihren Vertrag ein paar wichtige Privilegien; so würde ihr beispielsweise bei einer erneuten Schließung des Salons das Gehalt weiter ausbezahlt, was bei einer selbstständigen Tätigkeit nicht der Fall gewesen wäre.
Mittlerweile hat sie mit der Arbeit begonnen, was natürlich auch auf mich Auswirkungen hat. Erstens bin ich jetzt unter der Arbeitswoche viel mehr allein, was natürlich seine guten und seine schlechten Seiten hat. :) Weiters muss Mathilde am Wochenende arbeiten (und zwar bis 20:30 Uhr), sodass ich mich dazu entschlossen habe, ebenfalls am Wochenende zu arbeiten, sodass wir unser eigentliches “Wochenende” nunmehr am Montag und Dienstag haben. Da die Uni am Samstag und Sonntag geschlossen ist, bedeutet dies, dass ich durch dieses Arrangement pro Woche maximal drei Tage in der Uni sein kann. Dort fahre ich jetzt ca. zwei Mal pro Woche hin, insbesondere, um zu kaffeetscheln bzw. um Artikel auszudrucken. Eine andere Funktion erfüllt die Uni im Moment leider kaum. Fun fact: Mathildes Arbeit liegt in Amsterdam-Zuid, nur einen Steinwurf von der Uni entfernt, und von meinem Büro aus kann ich ihr Gebäude sehen. :)
Am letzten Wochenende musste ich die unangenehme Erfahrung machen, dass man auch im (Nord-)Westen von Amsterdam nicht vor Flugzeugen gefeit ist; so wähnte ich mich für zwei Tage lang wieder in Uilenstede. Die Flugzeuge fliegen zwar deutlich weiter entfernt von unserem Haus, aber genauso regelmäßig und ausdauernd wie im Süden von Amsterdam; das heißt, wenn sie einmal fliegen, dann oft und lange. Die weitaus störendere Lärmquelle stellt im Moment jedoch für mich unsere Nachbarin dar, deren Position in ihrer Wohnung ich durch das Knarzen des Fußbodens jederzeit verfolgen kann. Ich kann sogar hören, wenn sie Schubladen öffnet, was nicht ihrer besonderer Lautheit, sondern der äußerst bescheidenen Isolation des Hauses geschuldet ist. Diese Geräusche von oben stören mich insbesondere auch beim Klavierspielen, was mich wirklich frustriert. In der Nacht habe ich in letzter Zeit auch eher schlecht geschlafen und wache fast immer mit einem sehr trockenen Mund auf, was ich auf die sehr unvorhersehbare Funktion der Heizung zurückführe.
Alles in allem bin ich also mit der momentanen Wohnung nicht wirklich zufrieden, besonders, wenn man das Preis-Leistungs-Verhältnis berücksichtigt, welches zusammen mit Uilenstede das bei weitem schlechteste aller meiner bisherigen Wohnungen bildet. (Ja, ich habe schon auf 10 Quadratmetern mit Kakerlaken gehaust, doch habe ich da nicht einmal ein Zehntel des jetzigen Mietpreises gezahlt!) Auch Mathilde hat in letzter Zeit mehrmals über einen Umzug laut nachgedacht, nachdem wir ja jetzt beide im Süden von Amsterdam arbeiten, jedoch im (nördlichen) Westen wohnen. Im Süden Amsterdams scheinen allerdings die Mietpreise deutlich höher zu sein, was man auch daran erkennen kann, dass sich dort (gleich südlich des Vondelparks) ein Saggen-artiges Villenviertel befindet. Ganz zu schweigen von den Kosten eines Umzugs und eines frühzeitigen Ausstiegs aus dem Mietvertrag. Auch ist es keinesfalls gesichert, dass eine andere Wohnung in Amsterdam & Umgebung eine Verbesserung in Bezug auf die Isolation darstellen würde. Ich denke da zurück an meinen Besuch bei meinem Landsmann in Amstelveen, der mir erzählte, dass er die Konversationen seine Nachbarn hören kann, was mir immerhin glücklicherweise erspart geblieben ist. Es bleibt also verzwickt …
Das Wetter hat sich leider seit meinem letzten Blog-Eintrag wieder deutlich eingetrübt, sodass man nunmehr nicht mehr in Gefahr gerät, sich hin und wieder in Italien zu wähnen. Dieses Wochenende war an mehreren Tagen ein sehr heftiger Hagel: Ich öffnete das Fenster nur eine Sekunde lang einen kleinen Spalt breit, woraufhin um die dreißig Hagelkörner in unsere Wohnung prasselten.
Was meine Arbeit betrifft, schaut es gut aus. Ich habe nach der Einreichung meines Artikels eine Woche Auszeit und danach schon seit längerem hinausgezögerte Tätigkeiten in Angriff genommen.
Ich wünsche meiner Leserschaft eine schöne Woche und bis bald!