Dieser Blog-Eintrag behandelt wieder die letzten zwei Wochen, also die Zeit ab dem 15. Feber.

War zu Beginn der Woche noch eine geradezu arktische Kälte zu konstatieren, wurde es im Laufe der Woche immer wärmer, um in geradezu frühlingshafte Temperaturen zu münden. Das Eis schmolz in Rekordgeschwindigkeit dahin, und so gingen wir geradezu übergangslos vom Winter in den Frühsommer über.

In dieser Woche entdeckte ich einen neuen Radweg in das Stadtzentrum, nämlich über den sogenannten Westerpark. Dieser Park ist bei gutem Wetter gestopft von Fußgängern und Radfahrern, die sich übrigens die selbe Straße teilen, wodurch man nicht so schnell vorankommt, doch immerhin ist der Park autofrei und sehr gut asphaltiert, dass man in Summe doch relativ entspannt in die Stadt kommt. In der Verlängerung des Westerparks kommt man dann über den Haarlemmerdijk weiter autofrei bis fast zum Hauptbahnhof.

Diesen neuen Radweg weihten wir schon am Samstag zu zweit ein, nämlich bei einem Fahrradausflug nach Broek in Waterland. Dieses pittoreske Dorf im Norden von Amsterdam hat uns sehr gut gefallen. Es gibt leider auf meinen Fotos nicht so viel her, aber es schaut ein bisschen so aus wie eine Zusammenstellung von Puppenhäusern, nur in echt.

Am Tag darauf machten wir gleich eine noch deutlich weitere Radtour, und zwar nach Naarden. Zuerst fuhren wir nach Osten, wo wir einen neuen Radweg nach Muiden ausprobierten, nämlich über den Diemerpark. Wer in Amsterdam angenehm vorankommen möchte, halte sich an die Parks. ;) Der Radweg über den Diemerpark schließt sehr angenehm an unseren altbewährten Küstenradweg nach Muiden an, womit man einen kilometerlangen Umweg über Brücken vermeidet. In Muiden entdeckten wir, dass wir bei unseren vorigen Besuchen niemals in das eigentliche Stadtzentrum vorgedrungen waren. So wie Amsterdam verfügt auch Muiden über eine “Herengracht”, in der viele Menschen in der Frühlingssonne flanierten. Dort gönnte sich Mathilde eine Quiche mit Zutaten von der Insel Pampus, die in der Nähe von Muiden liegt und mit der Fähre erreicht werden kann. Laut Mathilde war diese Quiche einer französischen ebenbürtig. ;) Nach dieser kleinen Stärkung ging es weiter bei schönstem Wetter über Wiesen und Felder Richtung Muiderberg, an dessen Strand ich zum ersten Mal mit meinen eigenen Augen das sagenumwobene Flevoland erblickte.

Flevoland.
Flevoland.

Etwas später kamen wir dann in Naarden an. Naarden ist eine der besterhaltenen Festungsstädte Europas und beeindruckt vor allem aus der Luft durch seine Form. Die Stadt, die auch als Grabstätte des mährischen Theologen Comenius bekannt ist, erhält in normalen Zeiten anscheinend auch sehr viele Besuche aus Tschechien. Uns ist leider besonders die sehr laute Marktstraße in Erinnerung geblieben, die von Autos und Motorrädern stark frequentiert wird und nicht wirklich zum Aufenthalt anregt. (Man stelle sich eine autodurchströmte Maria-Theresien-Straße vor.) Nach einer kleinen Siesta auf der Festungsmauer fuhren wir dieselbe Strecke wieder zurück, wobei mir durch die starke Sonne und die hohen Temperaturen das Wasser ausging. Ich fragte einen Jugendlichen in seinem Garten auf Niederländisch nach Wasser, der mir in lupenreinem Deutsch antwortete und gleich wissen wollte, wie man auf Deutsch “Steinschleuder” sagt. ;)

In der Woche darauf intensivierte ich die Arbeit an meinem Artikel, und brachte ihn am Donnerstag endlich zum Abschluss. Uff! Das Ergebnis kann man hier bewundern. Unter dieser intensiven Arbeit hatte nicht nur mein Schlaf deutlich gelitten, sodass ich beschloss, mir eine Woche Auszeit zu gönnen.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag weckte mich Mathilde auf. Sie habe laute Geräusche von dem Balkon gehört, wie von einem Funkgerät, und als sie auf den Balkon ging, um nach dem Rechten zu sehen und vorsichtshalber meine Fahrräder in die Wohnung zu räumen, sei sie von einem starken Scheinwerfer angestrahlt worden. Es klärte sich nach und nach auf, dass in der Nachbarschaft in einem Garten eine Corona-Party stattgefunden hatte, die ab einem gewissen Punkt von der Polizei aufgelöst worden war, woraufhin die Gäste ob der drohenden Strafen über die Balkone und anderen Gärten flüchteten. Die Polizei durchsuchte daraufhin den Innenhof und bemerkte Mathilde am Balkon, entschied sich aber vermutlich aufgrund ihres Pyjamas, sie nicht als Partygängerin einzustufen. :)

À propos Corona: Angestoßen durch eine Gruppe namens “Viruswaarheid” erklärte letzte Woche ein Gericht die niederländische Ausgangssperre für unverhältnismäßig, und deren Rechtmäßigkeit wurde erst diese Woche durch ein anderes Gericht bestätigt. (DutchNews) Uns war nicht so ganz klar, ob die Ausgangssperre temporär aufgehoben wäre, aber nachdem wir nach 21 Uhr ohnehin nicht sehr viel draußen machen, war es uns großteils egal. Die Coronavirus-Attitüde der Niederländer scheint allerdings rücksichtsloser zu werden; so wurde diese Woche eine illegale Party in einem der größten Amsterdamer Parks, dem Vondelpark, gefeiert, was die Stadtbehörden zum Anlass nahmen, den Vondelpark abzusperren. Als ich am Samstag den Vondelpark Richtung Amstelveen durchqueren wollte, konnte ich zwar im Westen hineinfahren, doch im Süden nicht mehr verlassen. Die mutmaßliche Strategie dahinter: den Park nicht vollständig schließen, aber den Zustrom auf wenige Eingänge beschränken.

Am Freitag machten wir einen weiteren Radausflug, und zwar über das beschauliche Fischerdorf Spaarndam nach Haarlem. Wunderschönes Wetter, doch schon deutlich kälter als am Wochenende davor. Insofern war es nur ein kurzer Frühling (“een korte lente”).

Spaarndam.
Spaarndam.
Grote of Sint-Bavokerk in Haarlem.
Grote of Sint-Bavokerk in Haarlem.

Ich wünsche meiner Leserschaft einen schönen Wochenbeginn und bis bald!