Die letzten zwei Wochen haben es in sich gehabt.

Die Woche des 29. März begann mit ca. 18°C und steigerte sich auf 22°C am Mittwoch. Schon bei diesen Temperaturen heizte sich unser Wohnzimmer unangenehm auf, was mir klar vor Augen führte, dass der Ventilator in unserem Wohnzimmer keineswegs nur zur Dekoration dient, sondern im Sommer unabdingbar ist. Auch wenn am Tag darauf die Temperatur wieder auf maximal 14°C fiel, war meine Sorge gesät.

Am Freitag, den 2. April, hatte ich einen richtig unangenehmen Tag: Nicht nur flogen wieder unentwegt Flugzeuge über unsere Wohnung hinweg, sondern unsere Nachbarin machte wieder jede Menge Krach. Sie lässt nämlich fast jeden Tag ihre Waschmaschine laufen, was man durch äußerst starke Vibrationen in unserer ganzen Wohnung spürt und unsere Teller fröhlich tanzen lässt. Weiters hatte es draußen nur mehr ca. 8°C, ich hatte schlecht geschlafen, konnte aufgrund eines technischen Defekts niemanden anrufen, und erwartete Mathilde erst gegen 22 Uhr zurück in der Wohnung. Dies trieb mich in meiner zunehmenden Verzweiflung auf die Seite der Deutschen Bahn, um mich über eine baldige Flucht in Richtung Heimat zu informieren. Trotz des sehr günstigen Fahrpreises von 39,90€ bis Innsbruck zögerte ich, meinen Kauf zu bestätigen, da ich ja bei einer Fahrt nach Österreich mindestens fünf Tage in Quarantäne muss. In dem Moment hörte ich in der Wohnung oberhalb einen lauten Knall (es wird wohl etwas auf den Boden gefallen sein), was meine letzten Zweifel ausräumte, und ich klickte auf “Kaufen”. Somit komme ich — so Gott will — am 20. April um 19:10 in Innsbruck Allerheiligenhöfe an, nach einer Fahrt über die wunderschöne Strecke der Karwendelbahn. Doch Gott hat zwischen die Niederlande und Österreich noch ein Land gesetzt, welches sich ja schon bei vergangenen Zugreisen als Hemmschuh erwiesen hat. Da ich das Schicksal unseres Landeshauptmanns ungern teilen möchte, habe ich mich bezüglich der rechtlichen Bestimmungen bei der Durchreise durch Deutschland informiert. Der relevante Passus:

Transitreisende (außer bei Flugreisen) aus Hochinzidenzgebieten und sonstigen Risikogebieten sind unter bestimmten Umständen von der Testpflicht ausgenommen. Hierzu gehört der Transit ohne Zwischenaufenthalt durch ein Risikogebiet vor Einreise nach Deutschland wie auch der Transit durch Deutschland auf schnellstem Weg. Für die Einreise aus Virusvariantengebiet bestehen grundsätzlich keine Ausnahmen für den Nachweis eines negativen Testergebnisses bei Einreise.

Sind die Niederlande ein sogenanntes Virusvariantengebiet, wie es Tirol war? Laut dem Robert-Koch-Institut derzeit nicht, doch ich werde diese Seite im Auge behalten.

Weiters:

Die Pflicht zur häuslichen Absonderung besteht nicht bei Transitaufenthalten. Sie sind in diesem Falle allerdings verpflichtet, Deutschland unmittelbar zu verlassen.

Als hätte ich je etwas anderes vorgehabt.

Und was ist mit der Einreiseanmeldung in Deutschland? Die Seite ist hier nicht eindeutig, doch an anderer Stelle ist es klarer: Unter dem Punkt “Wann muss ich meine Daten nicht angeben?” steht unter anderem:

wenn Sie nur zur Durchreise in die Bundesrepublik Deutschland einreisen und die Bundesrepublik Deutschland auf schnellstem Wege wieder verlassen, um die Durchreise abzuschließen, […]

Das bedeutet, dass ich bei der Durchreise durch Deutschland weder ein Testergebnis mitführen, in Quarantäne gehen, noch eine Einreiseanmeldung ausfüllen muss.

Und wie schaut’s in Österreich aus? Laut dieser Seite muss ich eine Einreiseerklärung ausfüllen, mit der ich mich dazu verpflichte, für mindestens fünf Tage in Quarantäne zu gehen. Ein Testergebnis brauche ich bei der Einreise nicht zwingend, muss dann aber einen Test bis spätestens 24 Stunden nach meiner Einreise nachholen.

Und warum lasse ich mich nicht schon vor der Abreise in den Niederlanden testen? Ich zitiere die Antwort der offiziellen Seite des niederländischen Gesundheitsministerium auf die Frage “Can I get tested for COVID-19 without symptoms?”:

Without symptoms there is no point in getting tested for COVID-19.

Ah, welch erfrischend klare Antwort.

(Ich hätte mich gerne in den Niederlanden vor der Abreise testen lassen, aber wenn ich dafür einen privates Testlabor bezahlen muss und ohnehin kurz nach meiner Ankunft in Österreich testen gehen kann, dann bevorzuge ich den Test in Österreich.)

So, genug der Corona-Formalitäten.

Im Laufe der folgenden Tage ergab sich sowohl bei Mathilde als auch bei mir immer mehr der Eindruck, dass wir keinen Sinn mehr in der Fortsetzung unseres Aufenthalts in den Niederlanden sehen.

Für mich wäre eine Fortsetzung nur im Falle eines weiteren Wohnungswechsels in Frage gekommen, da ich in unserer aktuellen Wohnung besonders unter der schlechten Isolation (sowohl akustisch als auch thermisch) leide. Wohin jedoch ziehen? Die Seite des Flughafens Schiphol zeigt, dass quasi das gesamte Amsterdamer Stadtgebiet und ein Großteil des Umlands von Flugzeugen überflogen wird. Da sich keine andere von uns besichtigte Wohnungen in Amsterdam durch eine bessere Isolation als die aktuelle ausgezeichnet hat, ist für mich dadurch der Reiz dieser Stadt ver-flogen. Man kann dem Flugzeuglärm fast nur dadurch entkommen, dass man weit entfernt von Amsterdam (und Schiphol) wohnt. Hierfür wäre für mich maximal ein Ort wie Utrecht in Frage gekommen, wo die Mieten nur ca. halb so teuer sind wie in Amsterdam (!) und Amsterdam-Zuid mit dem Zug in wenig mehr als 20 Minuten erreichbar ist (das entspricht in etwa meiner momentanen Reisedauer mit dem Fahrrad zur Universität). Andererseits wäre das dann schon unser dritter Umzug innerhalb eines halben Jahres, der dann in spätestens eineinhalb Jahren schon wieder vom nächsten Umzug gefolgt wäre.

Mathilde hat andere Schmerzpunkte als ich; für sie sind das insbesondere das schlechte Wetter, die suboptimalen Arbeitsbedingungen (Wochenend- und Spätdienste bei gleichzeitig niedrigem Lohn) als wie auch die eher bescheidene Qualität des Essens. Und diese Liste ist bei weitem noch nicht vollständig.

Insofern haben wir am Montag beschlossen, dass wir beide am liebsten so bald wie möglich nach Österreich zurückkehren möchten. Ich habe mich am Tag nach unserem großen Kriegsrat beim FWF gemeldet, um mich nach der Möglichkeit einer Fortsetzung meiner Forschung in Österreich zu erkundigen. Am Mittwoch erhielt ich eine sehr nette Antwort, in der mir erklärt wurde, dass ich zwar aus steuerlichen Gründen während meines Auslandsaufenthalts tatsächlich in den Niederlanden leben muss, jedoch schon vorzeitig meine einjährige Rückkehrphase in Österreich antreten und bis zu drei Monate meines Auslandsaufenthalts in die Rückkehrphase umwidmen könnte. Das bedeutet, dass sich mein Forschungsprojekt von drei auf ca. zwei Jahre verkürzen würde. Das ist zwar schade, aber dennoch kein Beinbruch, da ich die für mich interessantesten Teile meines Projekts vermutlich in dieser Zeit fertigstellen kann. Da unsere Rückkehr nach Österreich dennoch einiges an Vorbereitung erfordert, gehe ich davon aus, dass unser eigentlicher Umzug erst so im Juni stattfinden wird.

Seit wir diese Entscheidung getroffen haben, fühlen wir uns beide deutlich besser. Wir haben so viele schöne Rückmeldungen von Freunden und Verwandten bekommen, die sich über unsere geplante Rückkehr nach Tirol freuen, dass wir uns noch mehr darauf freuen.

Am Samstag habe ich erfahren, dass mein Artikel bei der Konferenz, bei der ich ihn eingereicht habe, leider nicht akzeptiert wurde. Bitter, aber ich kann ihn glücklicherweise in Kürze bei einer anderen Konferenz einreichen, wo er thematisch fast noch besser hinpasst. Die nächste Zeit werde ich damit beschäftigt sein, die Kommentare der Gutachter in den Artikel einzuarbeiten.

Ich wünsche meiner Leserschaft eine schöne Woche und bis bald!