Meine sehr verehrten Damen und Herren, willkommen zu dieser achtzehnten Ausgabe meiner Abenteuer in Frankreich, diesmal ausschließlich mit einem Österreich-Teil! :)

Mittlerweile habe ich mich in Österreich wieder ganz gut eingelebt; es fühlt sich eigentlich so an, als wäre ich gar nie wirklich weg gewesen. Mit der kleinen Ausnahme, dass ich jetzt auf einmal z.B. französische Touristen ganz erstaunlich gut verstehe. Es ist ein bisschen so, als wäre ich zuvor kurzsichtig gewesen und hätte jetzt auf einmal eine Brille aufgesetzt, durch die ich alles gestochen scharf sehe. :) Ich kann mir im Moment gar nicht wirklich vorstellen, dass ich in einer Woche schon wieder 1500 Zugkilometer von meiner Heimat entfernt sein werde, und das für ungefähr sechs Monate ohne Unterbrechung, aber wenn ich mir denke, wie schnell die fast vier Monate in Bordeaux vergangen sind, dann denke ich, dass auch sechs Monate keine besondere Schwierigkeit darstellen werden.

Im Moment ist es allerdings noch etwas schwierig für mich, das Programm für mein nächstes Semester zu planen, denn eine Masterarbeit im Ausland zu schreiben erweist sich als ein gar schwierig Ding. So scheint es z.B. an der Universität Innsbruck nötig, zum Behufe der Masterarbeits-Betreuung einen Hauptbetreuer und einen Nebenbetreuer zu ernennen, von denen der Hauptbetreuer bestenfalls in Innsbruck und der Nebenbetreuer in Bordeaux sitzen sollte. Ob sich die Universität Bordeaux allerdings gefallen lässt, einerseits für die Betreuung meiner Arbeit zur Kasse gebeten zu werden, dann andererseits nur einen Nebenbetreuer ernennen zu dürfen, steht für mich in den Sternen. Der entsprechende Verantwortliche aus Bordeaux hat mir vorgeschlagen, zwei gleichwertige Betreuer zu ernennen, was durchaus in meinem Sinne wäre, aber das muss ich noch mit Innsbruck abklären. Dummerweise waren dort bisher in den Weihnachtsferien die Verantwortlichen schwer zu erreichen, was meine Pläne, in den Weihnachtsferien mein Programm vor Ort abzuklären, wohl zunichte machen wird und ich wohl weiter schriftlich organisieren muss … :/

Glücklicher als meine Organisations-Versuche hat sich allerdings meine Freizeit in Tirol gestaltet. Die Landschaft ist zwar zumindest in Innsbruck noch immer unwinterlich unverschneit, aber zumindest in höheren Lagen kommt man (ein wenig verspätet) durchaus in Weihnachtsstimmung.

Am Mittwoch war Kulturprogramm angesagt, denn ich hatte noch immer eine Eintrittskarte für einige Tiroler Museen. (Tipp: Wer für ein Museum der Tiroler Landesmuseen, wie z.B. das Ferdinandeum oder das Tirol Panorama, eine Karte kauft, bekommt automatisch auch eine Karte für alle anderen Landesmuseen dazu, wie z.B. die Hofkirche oder das Volkskunstmuseum. Eine feine Aktion! ^^) Um meine Karte also nicht verfallen zu lassen, schnappte ich mir meine Freundin Kersti und wir schauten uns das Ferdinandeum, vulgo Landesmuseum, an. Dort war unter anderem eine sehr interessante Ausstellung über das Tiroler Musikleben in der NS-Zeit, die mich sehr beeindruckt hat. Nach dem Besuch im Museum schlenderten wir ein wenig durch die Stadt und landeten naturgemäß bei den Christkindlmärkten, wo es vor (und teilweise in) dem Goldenen Dachl (Wahrzeichen von Innsbruck) ein Gratiskonzert gab. Danach ließen wir den Abend bei einem weiteren langen Stadtspaziergang ausklingen.

Goldenes Dachl. Spielmänner inside.
Goldenes Dachl. Spielmänner inside.

Am Donnerstag betätigte ich mich kulinarisch bei der Produktion von Rindsrouladen, was ca. eineinhalb Stunden benötigte. Zum Entspannen von dieser höchst anstrengenden Aktivität ging ich mit ein paar Freunden in das Treibhaus. Dort wuchsen und gediehen wir nicht unter den durch Gläser verstärkten, unbarmherzig grellen Sonnenstrahlen, sondern wuchsen und gediehen unter dem Einfluss von ein paar Gläsern Bier, die als Stimmungsaufheller für unseren hiesigen Spieleabend dienen sollten. Die Keimzelle dieser Idee waren Anna & Stefan, zu denen auch noch Annas Freundin Doro, deren Freund Johannes, deren Schwester Tabita und deren Freund Gabriel sich gesellten. (Ich schreibe die Namen hier alle auf, dass ich sie nicht bis zum nächsten Mal alle wieder vergesse.) Dazu meine Wenigkeit und dann noch ein gemeinsamer Freund, nämlich Gerald. Ziemlich verwirrend, dieses Konstrukt, denn es kannte sich so gut wie jeder schon von irgendwoher. ;) Für einen Spieleabend hatten wir allerdings von der Anzahl der Personen her die kritische Masse schnell überschritten, und so kam es mehr zu einem geselligen Beisammensein als zu einem Spieleabend. Dieses endete allerdings schon relativ früh, denn …

Rindsrouladen.
Rindsrouladen.

Am Freitag ging es in der Früh in die Axamer Lizum, ein Schigebiet in der Umgebung von Innsbruck! Dorthin fuhr ich mit Claudia, einer Freundin aus dem Unichor, mit der ich mich in der Stadt traf, wo wir den (kostenlosen) Schibus in Richtung Lizum nahmen. Nach ziemlich horrender Verspätung kamen wir mit besagtem Bus endlich im Schigebiet an, das sich unglücklicherweise sehr stark verschneit und mit entsprechend schlechter Sicht präsentierte. Aus diesem Grund blieb uns das gewohnt paradiesische Panorama auf die Stadt Innsbruck verwehrt und wir konnten nicht allzu schnell fahren, letzteres kam mir allerdings sehr entgegen, da ich zum ersten Mal in dieser Saison wieder auf Schiern stand und meine Wadeln bei höheren Geschwindigkeiten wohl protestiert hätten. :) (An dieser Stelle übrigens mein Dank an die Mitarbeiter der Axamer Lizum, die meine falsch eingestellten Schi ohne jegliche Umschweife richtig eingestellt hatten, nämlich in Form eines Tiroler Originals, das eigentlich gerade die Schneeschippe schwang! ;)) Am Abend war ich dann noch bei meinem ehemaligen Gesangslehrer eingeladen, wo wir wie so häufig über Musik und die Welt diskutierten.

Lizum.
Lizum.

Am Samstag war wieder einmal Wintersport angesagt; nachdem mein geliebtes Schwesterlein zu Mittag leider keine Zeit für Familienrodeln hatte, schnappte ich mir wieder einmal kurzentschlossen Kersti, und wir gingen Nachtrodeln auf die Gleinserhöfe. Diese Rodelbahn befindet sich mit dem Auto via Brennerautobahn ca. 20 Minuten von Innsbruck entfernt und war glücklicherweise (anders als die ursprünglich von mir angestrebte Maria Waldrast) ohne Schneeketten erreichbar. Obwohl der Schnee nicht leise rieselte und wir auch keine still und starr ruhende Seen sahen, stellte sich bei mir doch endlich ein Wintergefühl ein, denn der Schnee lag sanft auf den Tannenwipfeln und die Lichter des Stubaitals funkelten uns entgegen, während der Wind zart über die Schneefelder strich und sie wellenförmig kräuselte. Verzeihung, den letzten Satz möchte ich korrigieren: Es wehte so ein schiacher Wind, dass uns alles abfror und dass wir den ganzen Schnee ins Gesicht bekamen! Umso glücklicher waren wir aber dafür, beim Gasthof Gleinserhof anzukommen, wo uns auch schon ein warmer Kaiserschmarrn erwartete. Nach dieser kleinen Stärkung war auch die Abfahrt ein Riesenspaß, trotz (oder vielleicht gerade wegen?) der relativ eisigen Rodelbahn, die Lenken und Bremsen zu haarsträubenden Manövern machte, noch dazu auf einer Rodel zu zweit. :) Dank unserer Rodelkünste kamen wir allerdings unbeschadet hinunter, und auch nicht die minder kurvige Abfahrt nach Innsbruck auf der Brennerbundesstraße mit dem Auto verlief einwandfrei. Alles in allem also ein gewaltiger Einstieg in die Rodelsaison!

Am Sonntag war ein harscher Ortswechsel angesagt, nämlich aus meinem Wintereldorado Innsbruck in die windige Donaumetropole Wien! :) Nachdem mich Anna und Stefan so liebenswürdig dorthin eingeladen hatten, war ich also sehr geneigt, dieser Einladung Folge zu leisten, und so rollte ich am Vormittag mit dem railjet in Richtung unserer Bundeshauptstadt. Im Zug leistete mir in der 1. Klasse meine ehemalige Klassenkollegin Nina Gesellschaft, was sehr angenehm war, und ich konnte im Zug sogar eine komplette Hausübung für die Uni fertigstellen. In Wien angekommen trafen wir am Bahnhof beide noch unsere Klassenkollegin Maggi, dann musste ich mich von den beiden trennen, da ich ja zu Anna und Stefan fuhr. Das Domizil der beiden stellte sich, wie ich es gar nicht anders erwartet hatte, als eine waschechte Wiener WG heraus: Klodekoration mit Karten, FM4-Poster und die obligatorische Gastherme, durch die sich die Wassertemperatur im Bad verändert, wenn jemand in der Küche abwäscht. Dazu kann es leicht passieren, dass man im Klo auf einmal wortwörtlich die Klinke in der Hand hält oder auf einmal der Parkettboden unter einem nachgibt, weil die gefühlt hundertjährigen Fliesen auch schon müde sind. Dazu stelle man sich noch vier Meter hohe Wände vor. I’m at home, baby.

Ich liebe Klodekorationen!
Ich liebe Klodekorationen!

In der WG machte ich allerdings nur einen kurzen Zwischenstopp, denn dann fuhr ich gleich wieder in die Stadt, um mir in der Nationalbibliothek die Ausstellung “Geliebt, verlacht, vergöttert. Richard Wagner und die Wiener.” zu Gemüte zu führen. Für mich als Lohengrin-Liebhaber war das fast ein Muss, und ich habe die Ausstellung recht interessant gefunden. Nach der Nationalbibliothek schlenderte ich noch ein bisschen in Wien herum und fuhr dann wieder zu Anna, wo wir uns noch etwas zu Essen machten und dann den Abend bei ihr verbrachten.

Prunksaal der Nationalbibliothek mit Ausstellung.
Prunksaal der Nationalbibliothek mit Ausstellung.

Der Montag war der 31.12., der letzte Tag im Jahre des Herrn 2012, das für mich in so vieler Hinsicht ein unglaublich tolles Jahr war. Wie begeht man also den letzten Tag eines solch gewaltigen Jahres? Richtig, man schläft lange aus! :) Nach einem üppigen Frühstück mit Anna machte ich mich auch schon wieder auf die Socken in die Innenstadt, um mir auf Anregung von Barbara im Kunsthistorischen Museum die “Klimt-Brücke” auzusehen: Mithilfe besagter Brücke kann man nämlich normalerweise unzugängliche Klimt-Bilder im Treppenaufgang des Museums betrachten, wovon an diesem Tage auch einige Besucher Gebrauch gemacht haben. Ich bin noch nicht so der Klimt-Kenner, aber die Bilder haben mir doch zugesagt, auch wenn ich das kolportierte “riesige” Publikumsinteresse nicht ganz nachvollziehen kann. :) Bin dann insgesamt ca. dreieinhalb Stunden im Museum geblieben, in denen es mir allerding nicht ansatzweise gelungen ist, mir das gesamte Répertoire anzuschauen; zu groß ist das Museum, zu umfangreich die Menge der Ausstellungen für einen einzigen Besuch.

Naturhistorisches Museum, direkt gegenüber dem Kunsthistorischen Museum.
Naturhistorisches Museum, direkt gegenüber dem Kunsthistorischen Museum.

Nach dem Museumsbesuch verschenkte ich noch meine Eintrittskarte und fuhr dann zurück zu Anna, wo ich eine dringend benötigte Siesta einschob, allein schon im Hinblick auf Silvester, die “kürzeste Nacht des Jahres”. ;) Danach gingen wir auch schon an die Vorbereitung des Silvestermahles, zu dem meine Gastgeber Fondue eingeplant hatten. Zum Essen kamen dann einige Leute, unter anderem Annas Mitbewohner Mischa, ihre Freundin Miriam, deren Freund Daniel (?) und dessen Freund Tobi, und zuletzt noch ihre Freundin Julia. (Letztere beiden Damen übrigens auch aus Innsbruck. ^^ Ich hatte schon öfters die Vermutung, dass wir Tiroler ein wenig zur Ghettobildung neigen.)

Fehlen nur mehr die Gäste ...
Fehlen nur mehr die Gäste ...

Nachdem wir hinreichend Fondue-gesättigt waren, fuhren wir noch zu meinem Freund Laurentius in den I. Bezirk, wo eine größere Silvesterfeier schon im Gang war. Wir kletterten auf das Dach und fieberten dort dem Jahreswechsel entgegen, was ein wenig den Charakter eines Kriegsgebietes hatte, da immer wieder extrem laute Böller zu hören waren, sodass ich auch manchmal schon dachte, dass jemand vom Dach gefallen wäre. (Angesichts des Dachrutschigkeitsgrades und des Alkoholisierungsgrades mancher Gäste wäre es keine besondere Überraschung gewesen. Ein Wunder, dass nichts passiert ist.)

Der Dienstag, 1.12., begann für mich also auf dem Laurentius’schen Dache mit Blick auf den Stephansdom. Nachdem wir uns an dem Feuerwerk sattgesehen hatten, querten wir noch das Dach und waren standen dann auf dem Dach direkt gegenüber der prunkvoll erleuchteten Staatsoper, quasi im Herzen Wiens. Ein erhebender Anblick!

Der Hausherr mit meiner Wenigkeit.
Der Hausherr mit meiner Wenigkeit.

Nachdem dem Abstieg vom Dach blieben wir noch einige Zeit bei der Feier, wo wir uns am Bleigießen und ganz allgemein an der er- und belesenen Gesellschaft erfreuten, die sich fernab des Krawalls in einem Hinterzimmer gesammelt hatte. Danke nochmals an Laurentius für die Organisation dieses sehr angenehmen Abends! Um Gulda zu zitieren: “Aussi le plus bon soir une fois a une fin”, und so machten wir (Anna, Stefan et moi) uns dann spätnachts auf den Heimweg, um diesen gewaltigen Jahreswechsel zu einem Abschluss zu bringen. Nach ca. vier Stunden Schlaf (verdammt sei meine fixe Aufwachzeit um spätestens 8 Uhr!) bereitete ich mich auf meine Abreise aus Wien vor, die ich am Westbahnhof nach einem gemeinsamen Abschiedsfrühstück mit Anna und Stefan antrat. Das Gratis-Internet im railjet versüßte mir die Reise, sodass ich sogar im Zug an meinem Blog weiterschreiben konnte. ;) Zuhause angekommen stolperte ich gleich in einen Familienbesuch hinein, denn mein Onkel samt seiner Freundin stattete uns noch einen Besuch ab. Nach einem sehr vergnüglichen Abend mit den beiden spielte ich noch ein wenig mit meiner Schwester und ging dann einmal wieder zeitig schlafen.

Ich hoffe, meine Leserschaft hatte auch einen angenehmen Jahreswechsel – ich für meinen Teil wünsche euch auf jeden Fall allen noch ein schönes, neues Jahr! Bis bald!

P.S.: Ich widmete mich zeitweilig wieder einmal einem von mir lange vernachlässigten Zeitvertreib, nämlich dem Computerspielen! :) Im Moment hat es mir das Spiel Black Mesa, ein kostenloses Half-Life-Remake, besonders angetan; ich kann es nur empfehlen.