In diesem Artikel geht es um die zwei letzten Wochen, nachdem ich durch ein starkes Kopfweh am letzten Wochenende nicht zum Schreiben motiviert war.

Im Laufe der Woche vom 4. Jänner machte ich eine — aus meiner Sicht — beachtliche Entdeckung im Rahmen meiner Arbeit. Die Geschichte dieser Entdeckung reicht zurück bis ins Jahr 2020: Im Dezember arbeitete ich an einem von mir geschriebenen Programm und versuchte, Fehler in diesem auszumerzen. Als ich einen vermeintlichen Fehler ausgemerzt hatte, bemerkte ich, dass das Programm danach deutlich schlechtere Ergebnisse produzierte. Im ersten Moment erschien mir am plausibelsten, dass der vermeintliche Fehler dadurch bessere Ergebnisse gezeitigt hatte, indem er zu falschen Resultaten geführt hatte, die dann als bessere Ergebnisse aufschienen. Ich kam dann erst im Jänner wieder dazu, mich diesem Phänomen zu widmen. Insbesondere verifizierte ich, dass die Resultate meines Programmes korrekt waren. Es zeigte sich, dass auch die Version meines Programmes, die mit dem vermeintlichen Fehler behaftet war, korrekte Resultate lieferte. Daraufhin begann ich, mich mit dem sogenannten Fehler weiter zu beschäftigen, und fand heraus, dass sich dahinter eine — meines Wissens nach — neue Strategie versteckte, um Probleme zu lösen. Diese neue Strategie konnte in meiner Evaluation um ca. 16% bessere Ergebnisse liefern als die vorherige beste Strategie. Dies ist ein vollkommen unerwarteter Durchbruch in meiner Arbeit, und mittlerweile verstehe ich auch, wie diese Strategie im Detail funktioniert. Seither bin ich beschäftigt damit, einen Artikel über diese Strategie und über meine bisherige Arbeit in Amsterdam zu verfassen, und plane, diesen Artikel bei einer Konferenz einzureichen, wofür ich bis zum 22. Feber zum Schreiben Zeit habe. Diese Entdeckung hat mich auf jeden Fall sehr motiviert, insbesondere nachdem ich mir ja im Vorfeld relativ viel Zeit für die Erstellung des obigen Programms Zeit gelassen habe und nicht immer von der Sinnhaftigkeit dieser meiner Vorgangsweise überzeugt war.

Es zeigt sich ein gewisses “Erfolgsrezept” für wissenschaftliches Arbeiten: eine Umgebung, in der Fehler passieren können, kombiniert mit der systematischen Untersuchung der Ergebnisse dieser “Fehler”. Hätte ich beispielsweise nicht kontinuierlich die Ergebnisse meines Programms untersucht, während ich Fehler ausbesserte, dann wäre mir diese Entdeckung vermutlich durch die Lappen gegangen. Ein anderes Beispiel, woran ich denke, ist die Entdeckung der Röntgenstrahlung, bei der der Zufall auch eine ebenso große Rolle gespielt hatte wie die Bereitschaft und Neugier Röntgens, einem unbekannten Phänomen nachzugehen. Wäre Röntgen etwa unter Zeitdruck gestanden, wer weiß, ob er die Röntgenstrahlung entdeckt hätte?

Soviel zu meiner wissenschaftlichen Arbeit.

Am Montag, den 4. Jänner, bekamen wir endlich unseren Internetzugang, der auch auf Anhieb funktionierte. Jetzt können wir wieder nei in d’menschliche Zivilisation.

Am Freitag fuhr ich mit Mathilde nach Zaandam — meine und ihre erste Tour in den hohen Norden. Dazu mussten wir zuerst ein relativ langweiliges und industrielles Viertel (Westpoort) durchqueren, ehe wir eine Fähre über den Nordseekanal bestiegen, die uns in ca. 15 Minuten auf die andere Seite des Kanals beförderte. In Zaandam war uns so kalt, dass wir nach dem Verzehr eines broodje haring nur kurz die Stadt besichtigten, insbesondere das stadhuis und das gegenüber aufgestellte Hotel, das als eine Sehenswürdigkeit gilt.

Inntel Hotels in Zaandam.
Inntel Hotels in Zaandam.

Am Abend hörten und spürten wir starke Stöße gegen den Fußboden über unserem Wohnzimmer. Es schien unsere Nachbarin über uns eine Party zu feiern. Wir wollten eigentlich einen Film schauen, aber da uns die Geräusche zu sehr ablenkten, brachen wir den Film ab. Ich ging daraufhin schlafen, da man in dem Schlafzimmer glücklicherweise keine Geräusche aus dem Wohnzimmer oberhalb hört. Mathilde jedoch wollte noch länger aufbleiben und blieb somit im Wohnzimmer, war jedoch durch die in ihrer Intensität scheinbar immer weiter zunehmenden Geräusche so gestört, dass sie schlussendlich einen “Liebesbrief” an die Nachbarin schrieb und ihn in ihren Briefkasten einwarf.

Am Tag darauf machten wir eine weitere Radtour, und zwar in den Amsterdamse Bos. Dabei fiel uns ein Fitnessstudio im Bos auf, in dem die Leute weiterhin fröhlich trainierten, und das sogar ohne Maske. Es lebe der Lockdown! Es war mittlerweile so kalt, dass die Kanäle gefroren waren …

Het Amsterdamse Bos.
Het Amsterdamse Bos.

Am Sonntag bekamen wir Besuch von unserer Nachbarin oberhalb, die sich sehr für die Geräuschentwicklung vom Freitag entschuldigte und beteuerte, dass sich noch nie jemand zuvor darüber beklagt hätte. Das war auch unser erster direkter Kontakt mit unserer Nachbarin, und wir waren sehr erleichtert, dass sie sich so umgänglich zeigte.

Gegen Abend bekamen wir eine Menge von IKEA-Möbeln geliefert, nämlich einen Schreibtisch, zwei Kommoden und einen Badezimmerschrank. Im Laufe der folgenden Woche bauten wir diese nach und nach zusammen, wodurch sich das Chaos in unserer Wohnung schön langsam lichtete. Leider hatte ich die falschen Füße für den Badezimmerschrank gekauft, weshalb wir momentan mit der Konstruktion warten müssen, da wir nicht einfach schnell zu IKEA fahren können, um dort neue Füße zu kaufen, da ja der IKEA geschlossen ist. Und anders als in Österreich ist es — aus welchen Gründen auch immer — hier auch nicht möglich, im Internet zu bestellen und dann bei IKEA abzuholen. Ein Paket erwarten wir jedoch noch, nämlich jenes mit meinem neuen Bürostuhl, der meine Homeoffice-Ausstattung komplettieren wird.

Am Dienstag ging ich zum ersten Mal in die Universität seit Beginn meiner Arbeit in Amsterdam. Dort händigte man mir meine Zugangskarte aus (auf die ich zuvor monatelang gewartet hatte!), und damit ausgerüstet ging ich auf Entdeckung! Ich hatte ja schon 2018 eine Woche in Amsterdam auf der Universität verbracht, und seither ist das Institut in ein neues Gebäude gezogen. Gleich neben diesem neuen Gebäude befindet sich eine riesige unterirdische Fahrradgarage, die nur mit einer Zugangskarte betreten werden kann. Das neue Gebäude wurde scheinbar nur kurz vor der Pandemie in Betrieb genommen, weshalb das Gebäude noch nicht sehr “bewohnt” (oder “bearbeitet”?) ausschaut. Die meisten Büros sind leer, jedoch stieß ich auf eine slowenischstämmige Sekretärin, mit der ich mich recht lange unterhielt, in einer Mischung aus Deutsch und Niederländisch. (Sie hatte zuvor Deutsch studiert.) Ihr Kommentar zur Leere in dem Gebäude? “Jammer genoeg.” Immerhin fand ich dann noch eine freundliche Seele, die mir mehr als eine halbe Stunde lang dabei half, den Zugang zum Drucker auf meinem Rechner einzurichten.

Am Donnerstag kam ich wieder zurück auf die Universität (Fahrzeit mit dem Fahrrad: 22 Minuten im Eiltempo), um dort ein paar Videokonferenzen abzuhalten. Es haben mich nämlich sechs Studenten kontaktiert, die daran interessiert sind, ihre Bachelorarbeit zu einem von mir vorgeschlagenen Thema zu machen. Die Konferenzen hielt ich über Jitsi ab, und verglichen mit dem Beginn der Pandemie funktionierte die Technologie mittlerweile ziemlich reibungslos. Die Studenten überlegen jetzt jedenfalls erst einmal bis nächste Woche, ob sie mit mir wirklich ihre Bachelorarbeit schreiben möchten. :)

Ebenfalls am Donnerstag aktualisierte ich das Betriebssystem meines schon fast sieben Jahre (!) alten Handys (Samsung Galaxy S4 Mini) auf Android 11, dank LineageOS. Nach dieser Aktualisierung konnte ich allerdings leider mein ebenfalls seit fast sieben Jahren verwendetes Kartenprogramm nicht mehr verwenden, da jede heruntergeladene Karte beim Versuch, sie anzusehen, sofort gelöscht wurde. Dies nahm ich zum Anlass, ein alternatives Kartenprogramm zu testen, nämlich OsmAnd. Dieses Programm hatte mich vor einigen Jahren durch seine geringe Stabilität nicht wirklich überzeugen können, doch diesmal war ich begeistert: Der Funktionsumfang dieses Programms schlägt mein bisheriges bei weitem (so zeigt es zum Beispiel deutlich mehr Informationen über Radwege an), und es ist bisher nach mehreren Tagen Nutzung noch kein einziges Mal abgestürzt. Die Karten werden zwar etwas langsamer angezeigt, doch liegt dies bei der Navigation im erträglichen Bereich.

Am Abend machte ich zum ersten Mal Spinatknödel. Dabei verwendete ich mangels Knödelbrots Aufbacksemmeln, die ich jedoch nicht aufbuk, im Vertrauen darauf, dass das kochende Wasser einen ähnlichen Effekt wie das Aufbacken hätte. Dadurch gestaltete sich das Formen der Knödel (das ich an Mathilde delegiert hatte) jedoch sehr schwierig und benötigte Unmengen von Mehl. Weiters fühlte ich mich dadurch den ganzen Freitag lang überhaupt nicht hungrig, weshalb ich eher ungewollt für insgesamt 32 Stunden fastete, was mich jedoch unerwarteterweise nicht einmal am Arbeiten hinderte. Am Freitag trat übrigens auch die niederländische Regierung zurück (ORF), da über mehrere Jahre ca. 26.000 Familien fälschlicherweise der Missbrauch von Kinderbeiträgen vorgeworfen und die Rückzahlung derselben gefordert wurde.

Am Samstag meldete sich dann mein Appetit glücklicherweise wieder zurück, jedoch fühlte ich mich in Stubenhock-Stimmung. Daran konnte nicht einmal der einsetzende Schneefall etwas ändern, der die Amsterdammer in Scharen nach außen trieb, da ja Schneefall hier die absolute Ausnahme darstellt. Ich genoss das Schneetreiben von innen … Am Abend fand bei unserer Nachbarin wieder eine Party statt (so wie auch am Freitag Abend), jedoch etwas gedämpfter als in der Vorwoche, sodass wir zumindest einen Film (“Manche mögen’s heiß”) schauen konnten, ohne zu sehr abgelenkt zu sein.

Ich wünsche meiner Leserschaft einen schönen Wochenbeginn und bis bald!